Vermieten auf eigene Gefahr

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Vermieter werden in der Öffentlichkeit gerne als Profiteure einer komfortablen Situation dargestellt: Insbesondere in Großstädten könne sich der Vermieter seinen persönlichen Traummieter aussuchen und horrende Mieten verlangen. Die Realität sieht bis auf wenige Ausnahmen anders aus.

Deutschland ist ein Land der Mieter: Die Eigentümerquote liegt unter 50 Prozent – in Europa absolut kein Spitzenwert. Die Vermieterseite ist ebenfalls zweigeteilt. Über 60 Prozent sind private Kleinanbieter, meldet das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Die großen Gewinne machen private Vermieter selten. Der Anstieg der Nettokaltmieten 2013 war mit 1,3 Prozent niedriger als die Inflationsrate. Dennoch sind steigende Mieten in aller Munde, Stichwort Mietpreisbremse. Für heiß begehrte Ballungsgebiete wie Teile von München oder Berlin mag das zutreffen. In diesen Wohngebieten entsteht durch Spekulation ein Verdrängungswettbewerb, der Züge sozialer Segregation annimmt. Frei nach dem Motto: Reich baut für Reich. Die Mehrheit der Vermieter kann hingegen nur schwer höhere Mieten verlangen. Allein die Energiekosten sind durch Privatisierungen sukzessive zur zweiten Miete mutiert und machen eine höhere Kaltmiete häufig unmöglich.

Der Normalfall folgt meist diesem Beispiel: Das geerbte Mietshaus wurde renoviert und aufgehübscht. Maßnahmen, die nur durch regelmäßige Mieteinnahmen finanziert werden können. Die staatlichen Regelungen machen die Finanzierung nicht einfacher: Pflichtangaben zur energetischen Qualität, stetig steigende Grund- und Grunderwerbssteuer und hohe Abgaben auf Energieträger sind nur einige Beispiele von vielen. Für private Vermieter ist das Eigentum mit viel Einsatz und hohem finanziellen Risiko verbunden.

Wer schützt bei Mietausfall?

Die Mehrheit der Mieter zahlt regelmäßig Miete und ist um eine harmonische Nachbarschaft bemüht – eine Minderheit nicht. Vor Mietnomaden oder einer Hausgemeinschaft, die untereinander auf Kriegsfuß steht, kann man sich nur schwer schützen. Die Dunkelziffer bei Mietnomaden ist extrem hoch, da viele Vermieter den zähen Rechtsweg scheuen. Gerichtliche Auseinandersetzungen dauern Jahre, kosten Zeit, Aufwand und Nerven. Kommt es zu Mietausfällen, stehen Existenzen auf dem Spiel – von mondänem Vermieter-Dasein keine Spur.

Als Vermieter hat man die Möglichkeit, einen Bonitätscheck einzuholen. Darüber hinaus bietet die Schufa Auskünfte, und die Vermieterschutzgemeinschaft hat sich auf die Zahlungsmoral von Mietern spezialisiert. Die Kaution bietet zusätzlich Rechtssicherheit. Zahlt ein Mieter trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nicht, gibt es rechtliche Mittel. Werden zwei aufeinanderfolgende Mieten nicht bezahlt, hat man das Recht zu kündigen. Aber die Mühlen der Justiz mahlen langsam und sind häufig teuer. Bis eine Räumung endgültig erfolgt ist, dauert es im Schnitt 15 bis 18 Monate. Im schlimmsten Fall wird die Wohnung verwüstet und sanierungsbedürftig hinterlassen. Mietausfall und Renovierungskosten sind enorm – Geld, dass man selten zurück erhält. Ein Vermieterrechtschutz schützt vor ausufernden Prozesskosten, die Policen sind für Einzelverträge jedoch unverhältnismäßig teuer. Für viele Vermieter sind Mietausfälle existenzbedrohend. Einen zuverlässigen Schutz gibt es kaum. Dies ist ein entscheidender Grund dafür, dass auf dem Wohnungsmarkt viele Objekte nur noch unter der Hand vergeben werden. Bei aller Diskussion um steigende Mieten darf man nicht vergessen: Vermieter sind selten fiese Spekulanten – sondern Menschen, die auf einen zuverlässigen Rechtsstaat vertrauen müssen.


Die aufgeführten Informationen stellen keine Rechtsberatung dar.
Im Einzelfall sollte ein Rechtsanwalt konsultiert werden.

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