Keine Kohle – Kreditkarte

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Paula studiert an einer Universität in Köln. Gerade 20 Jahre alt, sie hat acht verschiedene Kreditkarten in der Tasche. Dort bleiben Sie jedoch nicht: Paula hat innerhalb von 12 Monaten mehr als 10.000 Euro Schulden angehäuft. Kein Einzelfall. In Deutschland verschulden sich immer mehr Menschen durch unachtsamen Gebrauch der Kreditkarten. Der Kreditkartenmarkt ist für den Laien unüberschaubar. Banken und Händler denken sich immer raffiniertere Varianten aus, um Kunden zu ködern. Doch welche Karte ist für wen geeignet?

Grundsätzlich sind Kreditkarten eine sinnvolle Erfindung. Sie bieten Schutz und Sicherheit im Notfall, sind hilfreich bei der Liquiditätssteuerung und bieten je nach Karte attraktive Vorteile bei der Nutzung. Die Vorteile liegen theoretisch auf allen Seiten: beim Nutzer, beim Emittenten und der Bank. Teilweise sind sie sogar notwendig, um ein Geschäft tätigen zu können: ohne Kreditkarte gibt es kein Online-Shopping und kein Mietwagen. Es lohnt sich also, sich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Problematisch ist, dass Kreditkarten von den Herausgebern oft aggressiv vermarktet werden. Nutzervorteile werden ausgelobt, die nur im Falle eines bestimmten Nutzerverhaltens greifen. Der Profit landet dann häufig einseitig beim Herausgeber oder der Bank, der Nutzer landet in der Verschuldung.

Kreditkarten werden nach drei Kriterien unterschieden – nach der Ausstattung, dem Abrechnungssystem und dem Emittenten. Nach der Ausstattung unterscheidet man Classic-Karten, Gold- oder Premium-Karten, Firmenkarten sowie Karten für bestimmte Personengruppen, z.B. Rechtsanwälte oder Studenten. Nach dem Abrechnungssystem sind vier Kategorien auf dem Markt: Credit, Debit, Charge und Prepaid Cards. Kreditkarten nach Emittenten sind Karten, die nach dem Herausgeber benannt sind, also Visa, Mastercard, Diners Club und American Express.

Freiflug nach Australien

Immer beliebter werden co-branded Cards. Die co-branded Cards werden von Unternehmen und Banken gemeinsam herausgegeben. Die Karten tragen das Bankenlogo von der herausgebenden Bank und das der Partnerfirma, zum Beispiel die Lufthansa, Amazon oder Douglas. Die Firmen binden durch diese Karten die Kunden an ihr Unternehmen und die Banken bekommen neue Kunden, denen sie neben der Kontoführung unzählige weitere Services anbieten können. Jede Adresse ist bares Geld Wert: Neukundengeschäft leicht gemacht. Beide Partner machen durch die getätigten Umsätze Gewinne. Ein weiterer Punkt ist der Werbeeffekt durch diese Karten. Kunden die eine co-branded Card nutzen, machen automatisch Werbung für das herausgebende Unternehmen. Kunden, die diese Karten nutzen, profitieren in Form von Einkaufsrabatten oder der Teilnahme an einem Bonus-Programm. Mittlerweile gibt fast jede Marke eine Karte heraus. Marken und viele andere haben alle das gleiche Ziel: Der Kunde soll gefälligst kaufen, und die Bank braucht die Kundendaten.

Für bestimmte Nutzergruppen, speziell Vielnutzer sind Kreditkarten dagegen sehr sinnvoll. Man kann Punkte sammeln wie mit den Amex Rewards, bekommt Buchungsrabatte wie mit dem Miles&More Programm, hat bei der Buchung Versicherungsleistungen inklusive oder sammelt Meilen mit den Frequent Traveller Programmen der Airlines, die wiederum gegen Gratis-Flüge und Hotelaufenthalte getauscht werden können. Häufig sind Punkte und Rewards übertragbar auf andere Kartenprogramme, sodass der Nutzer tatsächlich eine Fülle valider Vorteile nutzen kann. Für Vielnutzer ist das hoch attraktiv, für Gelegenheitsnutzer überhaupt nicht. Man sollte sich also die „Benefits“ eines Kartenprogramms genau anschauen und im Vergleich zu dem eigenen Nutzungsverhalten hinterfragen: Was will ich mit der Karte machen, wo bin ich unterwegs, welches Volumen werde ich über die Karte abwickeln? Wenn man sich darüber im Klaren ist, fällt die Wahl nicht mehr schwer. Ein Gelegenheitsnutzer sollte auf eine niedrige oder gar kein Grund- bzw. Jahresgebühr achten und kann auf stylishe Vielflieger-Boni verzichten. Wer selten im Ausland unterwegs ist, braucht keine American Express oder Diners Card. Auch auf geschickt angebotene Upgrades kann der Normalverbraucher in der Regel verzichten: eine GoldCard mit dem Benefit bei der Marriott oder Intercontinental Group ein Zimmer Upgrade und einen Cocktail in der Bar gratis zu bekommen oder bei den Partnern der Airlines Alliance am Flughafen die First-Class-Lounge nutzen darf, bringt wenig, wenn die jährliche Urlaubsreise nach Gran Canaria führt.

Vorsicht Schuldenfalle

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal sind die Abrechnungssysteme. Bei der Charge Card wird monatlich der gesamte genutzte Betrag abgerechnet und per Lastschrift eingezogen. Ist das Konto zu dem Zeitpunkt nicht gedeckt, wird es teuer, oder die Karte wird gesperrt, Bei der Credit Card dagegen werden die Umsätze auf einem Kartenkonto gesammelt und einmal pro Monat abgerechnet. Jedoch kann der Karteninhaber entscheiden, ob er den offenen Betrag in einer Summe oder in Raten zahlen möchte. Entscheidet sich der Karteninhaber für die Rückzahlung in Raten, so werden ihm auch Kreditzinsen in Rechnung gestellt. Meist legt der Kartenemittent einen Mindestbetrag fest, welcher pro Rate gezahlt werden muss. Der Kunde behält aber einen monatlichen Verfügungsrahmen, innerhalb dessen er weiter Kreditkartenumsätze tätigen kann. Er bleibt also liquide. Es ist möglich, das Kartenkonto auf Guthabenbasis und verzinst zu führen.

Entscheidend für die Wahl der Kreditkarte ist das persönliche Nutzungsverhalten. Für Vielnutzer unter bestimmten Voraussetzungen eine feine Sache, für Leichtsinnige und Wenignutzer ist eher Vorsicht geboten. Auf jeden Fall sollte man sich nie eine Kreditkarte aufschwatzen lassen, weil es schick in der Geldbörse aussieht. Beim Einsatz immer bedenken: kein leichtsinniger Konsum. Am Ende muss das Konto gedeckt sein, sonst wird es richtig teuer. Eine Karte für den Notfall, welche mal im Urlaub oder zum Onlineshoppen genutzt wird, ist für kleines Geld zu haben. Teilweise finden sich Angebote ohne jährliche Grundgebühr. Zusatzleistungen wie Versicherungen sind hier kaum zu finden. Achtung ist geboten beim Einsatz im Ausland oder Geld ziehe an Automaten: zusätzliche, teils happige Gebühren fallen an. Gerade bei kostenlosen Kreditkarten sollte man sich eines stets bewusst sein: Anbieter wollen Geld verdienen. Tun sie dies nicht über Grundgebühren, dann über einen anderen Weg.


Die aufgeführten Informationen stellen keine Rechtsberatung dar.
Im Einzelfall sollte ein Rechtsanwalt konsultiert werden.

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